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Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Thüringer Hochschulen:

Die letzten Wochen haben gezeigt, dass die Corona-Krise immense Auswirkungen auf den Universitätsalltag und die Studierenden hat. Die Universitäten befinden sich derzeit im Notbetrieb, Mensen und Bibliotheken bleiben bis auf Weiteres geschlossen, Praktika und Erasmus-Aufenthalte müssen schweren Herzens abgebrochen werden. Zu guter Letzt wurde auch der Semesterstart an den Thüringer Hochschulen auf den 4. Mai 2020 verschoben.

Was bedeutet dies nun für die Studierendenschaft?

Zunächst einmal eins: Ungewissheit.
Die Forderungen hinsichtlich eines Nichtsemesters, für das ca. 1500 Lehrende in einem offenen Brief plädieren, werden weitestgehend abgelehnt. Stattdessen wird vermehrt auf die digitale Lehre gesetzt, die bei Weitem nicht so ausgebaut ist, wie es sich viele wünschen. „Ist doch kein Aufwand?“- „Anscheinend schon. Die Digitalisierung der Thüringer Hochschulen ist an vielen Stellen noch ausbaufähig. Ein ganzes Semester inklusive Prüfungen digital abzuhalten, dafür fehlt uns schlichtweg die digitale Infrastruktur an den Hochschulen“, sagt Annabelle Neis, Landeskoordinatorin der Juso-Hochschulgruppen Thüringen.
„Es müssen nun konstruktive Lösungen für die bevorstehenden Herausforderungen gefunden werden. Die Vorschläge auf Landesebene, ein Semester auf keinen Fall ausfallen zu lassen, sind engstirnig, was wir jetzt brauchen, ist vielmehr Flexibilität in der Lehre,“ sagt Neis.

SemFlex? Nicht mit uns – wir fordern ein Optionssemester!

„Wir lehnen das von Wissenschaftsminister Tiefensee vorgeschlagene Semflex-Modell entschieden ab, da die Verschiebung des Semesters hinein in die Semesterferien massive Auswirkungen auf bereits geplante Praktika und Erasmus-Aufenthalte hat. Zudem stellt eine Verschiebung ein enormes Problem für die Studienfinanzierung vieler Studierender dar, die weder jetzt noch in den Semesterferien einer Beschäftigung nachgehen können.

Für Studierende aus finanziell schlechter gestellten Haushalten führt ein SemFlex – Modell eindeutig zu sozialen Nachteilen und ist somit keineswegs eine Alternative,“ meint Neis.

„Das Optionssemester ist in Anbetracht der Lage wortwörtlich die beste Option. Es gestattet den Studierenden in ihrer jeweiligen Situation selbst entscheiden zu können, ob sie an den angebotenen Veranstaltungen teilnehmen und belässt ihnen somit die Wahl wie sie ihr Sommersemester gestalten möchten. Außerdem schafft es gleiche Rahmenbedingungen, wonach Studierenden mit nicht vorhandenem Zugang zu digitalen Lerninhalten kein Nachteil entstehen wird,“ so Neis.

Im Zuge des Optionssemesters fordern wir darüber hinaus:

  • Keine Anrechnung des Sommersemesters auf die Regelstudienzeit, denn die ausbaufähige digitale Lehre ist bis jetzt kein Ersatz für Präsenzveranstaltungen. Studierende dürfen also weder aus der Förderung bspw. BaföG/Stipendien herausfallen noch aufgrund fehlender ECTS-Punkte exmatrikuliert werden.
  • Praktika und Erasmus-Aufenthalte, die aufgrund der Corona-Krise vorzeitig beendet werden müssen, dürfen auf keinen Fall zum Nachteil der Studierenden werden und müssen als absolviert anerkannt werden.
  • Universitätsbibliotheken müssen in Anbetracht ihrer Corona-bedingten Schließung die Online-Kataloge erweitern und den Studierenden einen kostenlosen Zugriff für die Anfertigung von Haus- oder Abschlussarbeiten gewährleisten.
  • Die Erweiterung und Anpassung des BaföGs an die finanzielle Notsituation der Studierenden, beispielsweise durch die Einführung von Notkriterien, die den Corona-bedingten Einkommensausfall der Eltern berücksichtigen.
  • Solidarität an den Hochschulen und in der Wissenschaft. Das Virus ist ohne die Forschung nicht zu bekämpfen, weshalb der akademischen Gemeinschaft eine immense Verantwortung aufgetragen wird, der sie nur gerecht werden kann, wenn sie endlich aufhört ihren Blick nur auf sich zu richten und stattdessen beginnt, die Gesellschaft als Ganzes zu sehen.

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