„Pop, Politik und Feminismus“

Eine Rezension von Natalie von Butler der Jusos Weimar/Weimarer Land

Es ist 2020 – und ich habe ein Lieblingsmagazin. Für die Aussage wurde ich schon das ein oder andere Mal etwas belustigt beäugt. Wer liest im digitalen Zeitalter schon noch Magazine, außer wenn diese bei Verwandten auf dem Klo liegen? (Das Missy Magazine habe ich aber über Empfehlungen von Freundinnen entdeckt, bisher habe ich das noch nicht in Badezimmern gefunden. Aber im Kiosk am Weimarer Bahnhof habe ich das Magazin schon mal gesichtet!)

Aber genau was macht diese Zeitschrift so besonders, dass ich sie zu meinem Lieblingsmagazin erkoren habe und euch allen ans Herz lege?
Das Missy Magazine gibt es seit 2008, erscheint alle zwei Monate und ist eine intersektionale qeerfeministische Zeitschrift. Es steht für ein offenes Gespräch über Sex, beleuchtet und analysiert Diskriminierungsformen jeglicher Art, hinterfragt Machtdynamiken, zusammen mit aktuellen (queerfeministischen) Empfehlungen zu Musik, Film und Literatur. Perspektiven, die in anderen Medien oft untergehen, wird hier ein Raum gegeben. Die Missy soll bilden und unterhalten gleichzeitig – eine Gratwanderung, die der Redaktion meiner Meinung nach oft gelingt.
Doch was heißt das eigentlich, ein `qeerfeministisches` Magazin?

Queerfeminismus ist ein inklusiver, intersektional denkender Feminismus. Oder wie die Missy-Redaktion sagt: “Feminismus, klar. Haste gehört. Findste gut. Beyoncé ist Feministin und Emma Watson und so. Also, was kann daran nicht geil sein? Geht das überhaupt? Ungeilerweise geht das. Weil unter dem Deckmantel des Feminismus auch großer Mist passiert. Nämlich immer dann, wenn Menschen ausgeschlossen werden: Migrant*innen, Rom*nja, Schwarze Menschen und Menschen of Color, muslimische und jüdische Menschen, Menschen mit Fluchterfahrung – und jep, es geht noch weiter – Menschen mit Behinderung, Menschen ohne akademischen Background, Menschen mit wenig Kohle, Sexarbeiter*innen, trans Menschen, queere Menschen, dicke Menschen, Menschen außerhalb des sogenannten Westens.” (missy-magazine.de/ueber-uns; August 2020)

Die Missy gibt Raum für Themen wie Erlebnisse von Transmenschen im Knast, (queer-)feministische Perspektiven auf den Kampf für Klimagerechtigkeit, oder Beträge zu gendergerechter Sprache – z.B. wie nicht-binäre Menschen in der Sprache repräsentiert werden können. Auch wenn euch viele dieser Worte (noch) unbekannt vorkommen, sollte euch das nicht abschrecken. Es gibt eine regelmäßige Kolumne mit dem wunderbaren Titel “Hä?” zu Worten wie “postmodern”, “mikroaggressionen”, “toxic masculinity”, … , die es auch ohne paywall online gibt, um diese Informationen zugänglich für alle zu machen.

Das Magazin rüttelt wach, ist unbequem, kritisch, manchmal polemisch und zutiefst erschütternd; aber gleichzeitig erheiternd, leicht und selbstironisch. Es steht für einen Austausch über gesellschaftsrelevante Themen, für eine Art von Gesellschaft, die möglichst viele Perspektiven und Menschen mitdenkt.
Wenn ihr also das nächste Mal gelangweilt in einer Bahnhofshalle wartet, guckt euch bei eurem local Kiosk um, vielleicht erspäht ihr ja ein Missy Magazine! Ansonsten freut sich die Missy-Redaktion bestimmt über ein Abo. Das Magazin lässt die Liebe zu Printmedien wieder erwachen (obwohl es natürlich eine digital-Abo Möglichkeit gibt).
Finden könnt ihr alle Informationen zu aktuellen Ausgaben und Abos bei missy-magazine.de.

Außerdem: auf der Missy-Webseite ist die Suchfunktion eine kleine Katze mit einer Lupe in der Hand. Spätestens dann erweicht jedes Internet-Katzen-Herz.

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