#6 Rezension für Dich und Mich

Deutscher“ eine ZDF-neo Mini-Serie – Erzählung: Stefan Rogall, Regie: Simon Ostermann & Sophie Linnenbaum

von Maximilian Schröter, stell. Landesvorsitzender der Jusos Thüringen

Die AfD oder eine andere stramm rechte Partei regiert Deutschland. In der Folge bahnen sich rassistische Tendenzen und Motive sukzessive den Weg durch die staatlichen und gesellschaftlichen Institutionen. – Ein politisches Szenario, das man sich nicht ausmalen möchte.

In der ZDF-neo Mini-Serie „Deutscher“ wird dieser Gedanke aufgegriffen: So gewinnt eine nicht-genannte rechte Partei die Bundestagswahlen mit absoluter Mehrheit. Die Protagonist*innen reagieren allerdings denkbar unterschiedlich auf dieses Ereignis. Die Nachbarsfamilien Schneider und Pielcke. Während die Schneiders, ein Lehrer und eine Apotheken-Fachangestellte sind entsetzt und stark verunsichert, ob der gesellschaftlichen Folge, die schon bald sichtbar werden. Die Pielckes sehen das weniger dramatisch, insbesondere Frank Pielcke, Sanitärinstallateur und als Handwerker rund um die Uhr schuftend, meint, jetzt würde endlich mal aufgeräumt.

Exemplarisch und stark überzeichnet, wird anhand dieser Nachbarschaft die Spaltung der Gesellschaft dargestellt. Während es von außen betrachtet keine großen Unterschiede zwischen der Akademiker*innen- und der Handwerksfamilie zu gibt – beide wohnen in einem bürgerlichen Kleinod, Seit an Seit in Einfamilienhäusern, die samt Garten in vollendeter Gleichförmigkeit präsentieren –, herrschen in den Köpfen gänzlich andere Vorstellungen. Die beiden befreundeten Söhne der Familien werden zum verbindenden Element, wenngleich sie sich selbst im Laufe der Serie auseinanderentwickeln und verschiedene Wege einschlagen.

Dargestellt werden umgreifender Alltagsrassismus, sogar tätliche Angriffe auf Menschen mit Migrationshintergrund und das Aufstreben von strammdeutschen/rechten Trupps, die sich von der neuen politischen Richtung beflügelt fühlen. Dabei werden gleichzeitig Dystopie und Realität veranschaulicht, wenn man die Verschiebung der gesellschaftlichen Diskurse nach rechts in den vergangenen Jahren durchdenkt oder in manchen Stammtischgesprächen nicht „laut genug“ weghört.

Vielmehr wünscht man sich zwischendurch, untermalt durch den Song „Zauberland“ von Rio Reiser, zurück in eine Zeit ohne offenen Rassismus an Schulen oder Ressentiments bis hin in die angebliche Mitte der Gesellschaft – aber ehrlich gesagt, gab es diese Zeit nie.

So gibt es zahlreiche erwähnenswerte Momente, welche die erschreckende Vorstellung, dass eine Szenerie wie diese gar nicht so weit weg ist, nähren: Etwa, wenn eine ältere Frau von „uns echten Deutschen“ spricht und damit den Mitarbeiter mit Migrationshintergrund ausgrenzt.

An dieser Stelle soll aber gar nicht auf die konkreten Handlungsstränge eingegangen werden, dazu kann ich nur empfehlen, sich selbst die Serie anzuschauen.

Insgesamt mag es vielleicht in der inhaltlichen Tiefe stärkere Storylines und in Bezug auf die Figuren komplexere Erzählungen geben – ein Vorwurf in der TV-Kritik –, aber die Aussage der Serie bleibt klar. Und letztlich bleibt nur eine Frage offen im Raum stehen: Was tust du gegen den Rechtsruck?“

 

Habe ich dein Interesse geweckt? – Die Mini-Serie mit bislang 4 Folgen á 40 Minuten ist über die ZDF-Mediathek bis Ende des Jahres verfügbar.

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