Vom 30.07 bis zum 04.08 fand das YES-Summer Camp in Albena an der Ostküste Bulgariens statt. Die Young European Socialists (YES) sind ein Zusammenschluss vieler sozialistischer Jugendverbände in Europa und zugleich die Jugendorganisation der Sozialdemokratischen Partei Europas (SPE). YES veranstaltet fast jedes Jahr ein Summer Camp an wechselnden Orten in Europa. Dort können sich junge Menschen austauschen, diskutieren und vernetzen. Auch in diesem Jahr waren die Jusos Thüringen beim YES-Summer Camp dabei, vertreten durch Antonia und Georg.

Das diesjährige Motto war: „We fight for every social right“, ein Motto das vor allem bei einer zunehmend größer werdenden sozialen Spaltung in Europa aktuell und dringend ist. Wir kämpfen für soziale Gerechtigkeit. Für jede*n und überall. Rund um dieses Thema wurden jeden Tag zahlreiche Workshops, Diskussionen und Treffen mit anderen Delegationen angeboten.

Die diesjährigen Gastgeber*innen waren die bulgarischen Genoss*innen der Bulgarian Socialist Party Youth Union (BSPYU) und der European Left Youth Alternative (ELYA), welche uns nach Albena einluden. Das ist ein riesiges Resort, eine Art Stadt, die aus Hotels und Freizeitattraktionen besteht. Vor 50 Jahren war Albena in einer wunderschönen Bucht mit Bergen und Sandstrand entstanden. Wir waren in einem Hotel oberhalb der Küste am Berg untergebracht. Highlight der Lage war definitiv die Rolltreppenverbindung zum Strand. Drei aufeinanderfolgende Rolltreppen fuhren unter freiem Himmel die Tourist*innen den Berg hinunter. Warum? Ein Schild begründete die Rolltreppe damit, dass so ein Kilogramm CO2 pro Person gespart werde, weil wegen der Rolltreppe nicht das Auto als Transportmittel zum Strand genutzt würde. Wie dem auch sei, das war jedenfalls ein sehr ungewöhnlicher Anblick und machte den Weg zum Strand zum Erlebnis.

Rund um das Hotel waren verschiedene Zelte aufgebaut, in denen die Workshops stattfanden. Täglich gab es zwei Workshopphasen, eine am Vormittag sowie eine am späten Nachmittag. Die Bandbreite der Themen war wie immer groß! Wir nahmen zum Beispiel an Workshops zur Geschichte der Pridebewegung, zu Frauen*rechten im Netz und der Frage, wie junge Menschen mehr Einfluss auf politische Entscheidungen haben können, teil. Langeweile gab es eigentlich nie, denn die Woche war prall gefüllt mit Workshops, Vernetzungstreffen und ausufernden Abenden am Strand. Manchmal tat es da gut, sich aus dem Programm auszuklinken und stattdessen den Nachmittag in einem der inoffiziellen „Strandworkshops“ zu verbringen. Sie waren die perfekte Gelegenheit zur aktiven Kapitalismuskritik: Die Arbeitsverweigerung am Strand als ein Zeichen gegen den immer höher werdenden Arbeitsdruck in der modernen Gesellschaft war hierbei zentral. Aufgrund der hohen Nachfrage wird Antonia bis zum nächsten Summer Camp über eine Fortsetzung des „Strandworkshops“ als Gegenpol zur Leistungsgesellschaft nachdenken.
Eines der Highlights war sicherlich auch die Snacknight. Die fand direkt nach der offiziellen Eröffnung am Mittwoch statt und alle Genoss*innen hatten die Chance regionale Snacks mitzubringen und somit zu versuchen, Europa kulinarisch zu vereinigen. (Solange noch an der politischen Vereinigung gearbeitet wird.) Nebenbei gab es auch die Chance mit den bulgarischen Genoss*innen sich an traditionellen bulgarischen Tänzen zu versuchen. Auch wir snackten uns durch Europa und nutzten die Zeit, um uns mit Genoss*innen aus anderen Organisationen zu vernetzen.
Bei all den positiven Erfahrungen, die die Woche ausmachten, gab es auch Dinge, die in Zukunft anders laufen müssen. Wie bei jedem YES-Camp, fand auch in Albena eine Pride statt. Doch LGBTIQ*-Rechte sind in Bulgarien umstritten und auch die Mutterpartei unserer bulgarischen Genoss*innen nimmt im politischen Diskurs keine schmeichelhafte Rolle ein. Die Route der Pride führte kaum vorbei an belebten Plätzen und auch kritische Schilder von Genoss*innen wurden im Vorfeld einkassiert. Als Zeichen des Protests verließen wir Jusos gemeinsam mit vielen anderen Delegationen die Abschlusszeremonie und erarbeiteten gemeinsam eine LGBTIQ*-Charta für YES. Für uns muss klar sein, dass Diskriminierung nicht toleriert wird. Eine sozialistische und freie Gesellschaft kann es nicht geben, wenn LGBTIQ*-Rechte beiseitegeschoben oder hinten angestellt werden. Diese Botschaft muss in Zukunft auch von den YES Summer Camps ausgehen.

Was lässt sich nun abschließend über das Summer Camp dieses Jahr sagen? Die Zeit ist extrem schnell verflogen. Niemand konnte am Sonntag wirklich glauben, dass schon der letzte Tag des Camps angekommen war. Das lag vielleicht an den vielen Workshops, welche nicht nur Platz zum Lernen boten, sondern auch Platz zum Diskutieren. Vielleicht waren es aber auch die zahlreichen Treffen mit Genoss*innen aus anderen Organisationen, welche uns alle etwas näher zusammenrücken ließen. Auf jeden Fall steht fest, dass dieses Camp uns neue Energie und Motivation für die Arbeit in unseren eigenen Verbänden vor Ort gegeben hat.

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