Einmal mehr wurden in einer Veröffentlichung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) Tatsachen offenbar, die eigentlich alle kennen müssten, die aber niemanden so recht zu interessieren scheinen.
So belegt eine aktuelle Studie des DIW, dass der Frauenanteil in den 200 größten Wirtschaftsunternehmen in Deutschland bei 3,2 Prozent liegt. Betrachtet man nur die TOP-100-Unternehmen ist das Ergebnis mit 2,2% sogar noch ernüchternder. Im Hinblick auf die Entwicklung stellt die Autorin der Studie, Elke Holst, desillusioniert fest, dass sich in diesem Bereich kaum etwas tut.
Was Zeitungen nur eine Randbemerkung wert ist, stellt für uns Jusos ein zentrales Problem der deutschen Gesellschaft dar. Mit der vielgerühmten Gleichstellung ist es nicht so weit her, wenn sie sich nicht auch in sozialen Realitäten niederschlägt. Da hilft es auch nichts, wenn Familienministerin Schröder (CDU) darauf verweist, dass die rechtliche Gleichstellung der Geschlechter verwirklicht sei – wobei wir auch das für fragwürdig halten – und es nun an den Unternehmen sei, wohlgemerkt freiwillig, ihren Beitrag zu leisten. Offenbar fällt die Ministerin nämlich gerade in diesem Bereich einen eklatanten Fehlschluss. Viele Förderprogramme und die Diskussionen um die gläserne Decke sowie Appelle an Unternehmen, diese endlich zu beseitigen, haben keinerlei Effekt gebracht. Was Frau Schröder erst noch klar werden muss und uns schon länger unter den Nägeln brennt, ist der simple aber gewichtige Schluss, dass man dominante Männernetzwerke nicht mit Appellen beseitigt. Da wird denn auch die, der CDU eigene, Ideologie von der Chancengleichheit ad absurdum geführt, wenn besserqualifizierte Frauen von vornherein aufs Abstellgleis gestellt werden.
Beispiele aus Norwegen, welches eine Aufsichtsratsquote für börsennotierte Unternehmen hat, belegen deutlich, dass sie zur Erhöhung der Frauenquote in Unternehmen bestens geeignet sind. Wenn Unternehmen sich weigern, diese Quote zu erfüllen, verlieren sie nämlich ihre Notierung am Aktienindex. Dabei geht es auch nicht darum, sogenannten Quotenfrauen, die vielfach diffamiert werden, weil sie angeblich schlechtere Qualifikationen aufweisen würden, den Weg zu ebnen. Das Ziel besteht stattdessen darin, den ohnehin qualifizierten Frauen endlich eine Perspektive zu eröffnen, an männlich-dominierten Netzwerken vorbei, in die Spitzenpositionen von Unternehmen einzuziehen. Bisher sperren sich die Regierung und insbesondere Frau Schröder massiv gegen solche Vorschläge, weil sie als Eingriffe in den freien Markt oder wirkungslos abgestempelt werden. Vielleicht sollte es aber vor allem diesen Menschen zu denken geben, dass die Aufsichtsratsquoten in Norwegen von einer konservativen Partei eingeführt wurden. Das blinde Festhalten am Marktdogma zumindest wird, trotz Geschwafel um Chancengleichheit und Appellen an Unternehmen, nicht zu einem Abbau der Geschlechterungerechtigkeit führen. Der logische Schluss ist demnach, dass in diesem Bereich nur staatliche Intervention zu einer realen Verbesserung für benachteiligte Frauen führen kann. Für uns gilt daher: Die Quote ist Muss!
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